Nähen in alter Zeit...

  • Schaut mal, wir haben gestern einen Ausflug nach Kommern (Freilichtmuseum in der Eifel) gemacht. Ein Zimmer war den Frauen gewidmet, am Rand seht ihr noch den gedeckten Kaffeetisch und das wichtigste Stück seht ihr sicherlich auf den ersten Blick! :wink:
    Auch wenn das gute Stück schön anzusehen ist, liebe ich doch meine modernen Maschinchen und den Platz den ich mir für mein Hobby erkämpft hab. Überlegt mal, wie die Frauen ihre wesentlich längeren und weiteren Kleider in so einem Kämmerchen zugeschnitten und genäht haben müssen!?! :roll:

  • So ging es mir nach dem Besuch im Freilichtmuseum auch, die wiederaufgebauten Häuser und Höfe sind meist 150 Jahre und älter. Aber teilweise sind dort Wohnverhältnisse dargestellt, wie die Leute noch bis in die 30er Jahre gelebt haben - und das finde ich nun garnicht allzulange her. :roll: Tja, und dann muß man sich vorstellen, daß eine Frau, die eine solche Nähmaschine zuhause hatte schon "reich" war... Ansonsten wurde doch noch viel "nur" von Hand genäht.

  • Das ist ein schöner echter Alkoven. Hat den Vorteil, daß er gegen Zugluft geschützt ist, und die Wärme gut hält und natürlich ein höchstes Maß an Intimsphäre bietet. Was bei den etwas beengten Wohnverhältnissen natürlich sehr vorteilhaft war. Ich fand die als Kind auch faszinierend, allerdings hauptsächlich deswegen, weil die sehr kurz sind, und ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, wie man darin vernünftig schlafen können sollte. Ausstrecken ist nämlich nicht da drin.


    Übrigens, meine Großmutter war Anfang des vorigen Jahrhunderts Schneiderin, die hat ihre Lehre irgendwann während des ersten Weltkrieges abgeschlossen. Die hätte ein Lied davon singen können, wie es war, sich unter diesen Bedingungen den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie musste dann später alleine 2 Kinder durchbringen, mein Großvater war Schiffskoch und 1935 auf See geblieben, als meine Mutter 3 war. Und sie hatte natürlich auch so eine schöne alte Tretnähmaschine. Ich bin ehrlich froh, daß ich nicht damals leben musste. Spaßig war das sicher nicht die meiste Zeit.


    Grüßlis,


    frieda

  • Frieda,


    ich glaube mal gehört zu haben, daß die Betten aus gutem Grund so kurz waren. Die Leute waren nicht kleiner, nein sie berbrachten die Nacht meist halb im Sitzen, denn es wurde ob mit Holz oder Kohle geheizt und die Luft in den Kämmerchen war dementsprechend schlecht. Ob gab es auch zu der Zeit Lungenkrankheiten was es den Menschen schwer machte im Liegen zu schlafen.


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    Meine Mutter auch ein Kriegskind, mußte sich auch einige Zeit ihr Geld mit Näharbeiten verdienen. Ich glaube das war auch der Grund warum sie mir das Nähen nie beigebracht hat, obwohl ich schon als Kind Interesse daran hatte. Überhaupt hat Nähen in unserer Familie eine lange Geschichte. In jeder Generation gab es Frauen die sich ihren Unterhalt damit verdienten. Die Oma meines Mannes, gab sogar so eine Art Nähkurse in der Verwandtschaft. In den schlechten Nachkriegszeiten saßen die Frauen in der Küche, trennten ältere Kleidung auf und machten dann für die Kinder Jacken, Hosen und Mäntel nach ihrer Anleitung. Meine Oma (die Schwägerin von der Oma meines Mannes 8) ) erzählte mir schon als Kind von diesen Nähstunden. Es muß trotz schlechter Zeiten bei solchen Treffen immer recht lustig gewesen sein.

  • Sag mal Iris, um wieviel Ecken bist denn Du mit Deinem Mann verwandt? :wink:


    Also, das Unterteil der Nähmaschine steht bei unserer Tochter, versehen mit einer Glasplatte, im Wohnzimmer! Mein Mann hatte dieses Unterteil mal vom Sperrmüll vor Jahren mitgebracht :D


    Ich kann leider von den Näharbeiten nicht mitreden. Meine Mutter war schon überfordert, wenn ein Knopf an unseren Sachen abgegangen war, das hat Tage gedauert, bis der wieder an seiner richtigen Stelle war :oops:
    Meine Schwester bekam die abgelegten Sachen von unserer Cousine und ich durfte sie dann 7 Jahre später auch noch tragen - aber wir hatten in der Nachbarschaft eine Schneiderin, und die hat die Sachen immer ganz toll geändert!!! All, das, was ich jetzt kann, habe ich mir entweder im Nähkurs oder so beigebracht - hat sehr lange gedauert :( . Wenn unsere Tochter heute ein Nähproblem hat, heißt es meistens "Mama, kannst Du mal kommen?" Wie oft sagte ich ihr schon, daß ich in ihrem Alter auch gerne so eine Hilfte gehabt hätte. Aber jetzt arbeiten wir 2 ganz gut zusammen :D

  • Zitat von Edith

    Sag mal Iris, um wieviel Ecken bist denn Du mit Deinem Mann verwandt? :wink:


    Hihi,


    ja die liebe Verwandtschaft. Oder, alt eingesessene Quierschieder finden sich.


    Meine Oma war die Schwester von Peters Opa. So jetzt wisst ihr warum unsere Kinder sich alle so gleichen. Die hatten einfach keine andere Chance.


    Dazu muß ich noch sagen, daß ich meinen Mann, meinen Großcousin als Jugendliche nicht leiden konnte. Sein "Humor" war schon immer etwas schräg.


    Gell Ursel :wink:


    Um das Familienchaos perfekt zu machen, verrate ich euch jetzt noch, daß mein Schwiegervater auch noch mein Patenonkel ist. :mrgreen: Ich bin das einziger seiner 7 Patenkindern (alles Mädels) das zwei mal ein Hochzeitsgeschenk vom Patenonkel bekommen hat. Hab ich doch schlau angestellt. GELL :mrgreen::mrgreen:

  • Ja, die kurzen Betten haben was mit Aberglauben zu tun. Früher glaubte man, wenn man flach schläft entfleucht einem die Seele im Schlaf. :? Ich finde das höchst unbequem.


    Nähtradition gibt es auch schon lange in meiner Familie - zumindest mütterlicher Seite - : Die älteste Verbindung zum Schneidern ist die Oma meiner Mutter, die war Schneiderin in einem kleinen westpreußischen Dorf. Da meine Ma Jahrgang 28 ist, muß sie, also die Oma, auch schon um die Jahrhundertwende auf einem solchen Tretmaschinchen in ähnlichen Verhältnissen genäht haben. (Ist mir bisher noch nie so klar gewesen.)


    Iris, was für verzwickte Familienverhältnisse! :lol:

  • Die Nähma da oben (eine Pfaff oder?) gleicht der die meine Mutter noch hatte als ich klein war. Allerdings nähte sie nur hie und da drauf, denn immerhin hatte sie damals schon eine versenkbare Singer. Die lebt immer noch; Mutti näht damit in Spanien so allerlei was sie und Paps in ihrem Ferienhaus benötigen. Zu Hause hingegen rattert seit dreissig Jahren nun eine Bernina.

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