Ich bin am Schnitte machen

Ich wollte nur mal kurz Bescheid sagen, dass ich noch da bin

Die letzten Tage habt Ihr nämlich wenig von mir gehört.

Ich bin nur am Schnitte machen.
Nach ca. 20 Jahren mit mehr oder weniger ähnlichen Modellen ist es an der Zeit, endlich mal neue Schießjacken und -Hosen zu bauen.
Über meine ersten Hosenversuche hatte ich ja schon berichtet:
http://homeatelier.catserver.d…883&highlight=letzte+naht

Die alten Schnitte waren alle noch von Hand erstellt. Doch jetzt will ich endlich auf den PC umsteigen! Das kostet sehr, sehr, viel Zeit.
Es sollen ja produktionsreife Schnitte entstehen, wo man nur noch die Maße eingibt und dann ein fertiger Maßschnitt rauskommt Ich weiß, das ist ein Traum. Etwas nacharbeiten wird man wohl immer müssen.

Da ich morgen früh einen Spitzenschützen aus Österreich erwarte, muss ich mich sputen, weiterzukommen.

Das wird heute Nacht nochmals eine Nachtschicht geben.

Ich werde Euch in den nächsten Tagen berichten, mit Fotos.

Ich bin irgendwie aufgeregt. Ich hab's im Gefühl, dass ich was Gutes mache So wie mit meiner allerersten Schießjacke, da habe ich das erste Muster auch nachts um 1/2 3 Uhr genäht.

Noch weiß ich nicht, wie das Endergebnis aussehen wird, denn das Design ergibt sich durch die Schnitte, die auf die Bedürfnisse der drei Anschlagsarten beim Gewehrschießen erstellt werden und den vielen Bekleidungsvorschriften der Shützenverbände.
Das schöne Aussehen kommt erst am Schluss.

Denkt ein bisschen an mich, dass mir die Ideen zufließen

Und entschuldigt bitte, dass Ihr z.Z. so wenig von mir hört.

Allen einen schönen Sonntag!

Iris, ich dachte an den namen 3-D, Dritte Dimension, weil die Teile total gut ausgeformt werden, besonders auch die Hosen.

Das ist gerade mal ein Test ob es mit der Server-Adresse klappt:

Das ist der Blick durchs linke Hosenbein von unten her.

Dieser Stoff hat regelrecht Rücksprungkräfte. Wenn man versucht die Hose zusammenzulegen, also quer abknickt und dann wieder loslässt, springt sie mehr als einen halben Meter weit.

Wenn im Material Knicke entstanden sind, kann man sie wieder glattstreichen/zurückbiegen.

Man kann die Hosenbeine nicht platt hinlegen.

Es war wirklich eine harte Tour. Ich hatte viele, viele Stunden mit dem Grafisprogramm gekämpft, um die die Schnitte für Hose und Jake zu erstellen. Ein paar Nächte hatte ich nur 3-4 Stunden Schlaf. Eigentlich war es noch viel zu früh, um einen Kunden kommen zu lassen. Aber mit diesem Schützen war das was anderes. Ich war auch froh, dass ich mir bei so einem Spitzensportler Rat holen konnte.

Am Montag un Dienstag haben wir mit 6 Leuten im Betrieb von 1/2 7 morgens bis abends gearbeitet. Es war erfolgreich bis auf den linken Ärmel der Jacke. Nur den hatten wir nicht mehr geschafft.

Dafür sitzt der rechte Ärmel absolut klasse!!!

Hier die Fotos von der Hose im Stehend-Anschlag. Die Hose muss aber auch im Kniendanschlag passen, Stabilität geben- und soll dabei nicht drücken.

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Wenn man diesen Stoff schneidet, stehen an den Kanten die Faserenden scharfkantig ab. Man kann sich leicht damit in den Finger stechen.
Deshalb haben wir alle Kanten mit einem Lötkolben abgeschweißt und danach noch mit einem festen Band (das blaue) eingefasst, damit man sich nicht die Wäsche oder die Haut aufscheuert.

Die einzelnen Teile wurden dann flach aufeinanderleigend genäht, also Band auf Band gelegt und in der Einfassnaht nochmal genäht.

So und jetzt kommts!
Die sich bildenden Falten sind erwünscht

Denn nur solche Stauchungen werden vom Schützen als Unterstützung wahrgenommen.
Z. B. im Rücken. der obersten Hosenteil wird gestaucht. Dadurch kan sich der Schütze nicht weiter zurücklehnen- er steht stabiler, hat weniger Schwankungen- er wird regelrecht von der Hose gehalten.

Leider klappts jetzt nicht mit den Jackenfotos. Die stelle ich morgen ein.

Ja, Ute, je länger und breiter die Schuhsohle, desto größer ist die Standfläche, was ein besseres Ausbalancieren ermöglicht.

Allerdings dürfen die Sohlen von der Regel her vorne nur 1 cm überstehen und an den Seiten gar nicht.

Der 2. Grund für die Ecken sind das Liegend-und Kniendschießen.

Beim Kniendschießen sitzt man auf dem rechten Schuh, mit dem Po auf der Ferse uund die Sohlenspitze auf dem Boden. Wäre die Spitze rund, würde man wegkippen.

Wenn man auf dem Bauch liegt, dann kann man die halbhohen Schießschuhe nicht flach auf den Rist legen. Die Schuhe stehen auf der Spitze. Es ist anstrengend, bei eienr abgerndeten Sohle immer das Bein auszubalancieren. Das will nämlich zur Seite wegkippen. Bei flacher Spitze bleibt das Bein immer in der selben Stellung.

Vielleicht interessiert es die eine oder andere, wie es mit den neuen Modellen weiterging.

Christian Planer fand die Hose soweit gut, nur hatte er das Gefühl, dass sie ihn aus der Anschlagstellung zurückdrückt.

Das gab mir Rätsel auf. Ich wusste nicht gleich eine Lösung.

Dann kam eine alte Schützenkameradin, die auch als Trainerin arbeitet, um sich neue Schießkleidung machen zu lassen. Sie interessierte sich sehr für das neue Material, aber wollte diesen roten Stoff nicht.

Als Kompromiss schlug ich vor, außen das übliche Canvasmaterial zu nehmen und innen ein ähnliches, aber etwas dünneres Material.

Sie hatte in der Hose auch das Gefühl, dass sie sehr stützt, aber irgendwas im Anschlag nicht stimmt.
Ich fand die Lösung, dass wir rechts oben an der oberen Kante ein Dreieck aus querelastischem Gummi einsetzen sollten.

Die Jacke war ihr aber irgendwie zu steif. Wir machten ihr dann eine andere im bewährten Stil.

Danach nähten wir für Christian Planer eine 2. Hose mit den Modifizierungen. Wir sendeten sie zu und dann hieß es warten.

Eine Woche später schrieb er eine Mail: "Die Hose ist genial. .........Ich werde sie beim Weltcup in München tragen."

Das hat er dann tatsächlich gemacht und eine Menge Aufmerksamkeit erregt. Obwohl er von allen beobachtet wurde, schoss er ein normales Ergebnis. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.

Erst später habe ich durch Zufall dieses Abdruck eines Zeitungsartikels auf seiner Homepage gefunden:

Etwas runterscrollen:

http://www.christian-planer.com/aktuelles.php

Jetzt haben wir die Chance, dass jemand unser neues Modell bei den kommenden olympischen Spielen tragen wird!

...Christian Planer versuchte vorrangig sich auf seine neue atmungsaktive Schießbekleidung einzustellen und .....

so kann man es auf seiner Website lesen.:

http://www.christian-planer.com/aktuelles.php

Wir haben es tatsächlich geschafft, dass wir schon bei den aktuellen Olympishcen Spielen einen Teilnehmer mit der neu entwickelten Bekleidung dabei haben.

Morgen früh um 3:00 ist der erste Wettkampf von Christian Planer, 10m Luftgewehr und am Freitag 50m Liegend.

Das Finale ist morgen um 6:00Uhr.

Bitte drückt mir die Daumen, dass er es wenigstens ins Finale schfft und noch besser wäre, wenn er eine Medaille gewinnen würde.............

Oh, ist das aufregend

Und hier noch ein Foto im Liegendanschlag. Gut zu sehen: die Sollbruchstelle bzw. Knautschzone aus Leder.
Ohne die würde die Jacke weit über den Kopf hochgeschoben werden.

Olympia ist vorbei und überstanden.

Leider hat unser Schütze kein Glück gehabt. Er konnte keine besonders guten Ergebnisse erzielen. Wie schade.

Auch mit unserer anderen Bekleidung waren wir nicht erfolgreich. Eigentlich die schlechteste Olympiade seit wir Schießbekleidung machen.

Der einzige Trost ist der, dass die meisten Medaillen mit No name bzw, nicht wichtigen Konkurrenzprodukten gewonnen wurden.
Unseren Hauptkonkurrenten ging es somit fast wie uns.

Unsere Hauptdisziplin Laufende Scheibe wurde ja leider aus dem olympischen Programm herausgenommen.

Aber Planer mag die neue Bekleidung sehr und hat uns schon wieder neue Bestellungen geschickt.

Die ganze Sache geht so richtig an meine Nerven. Es gibt soviel Wechsel zwiscen guten und schlechten Nachrichten.

Der Deutsche, dem wir auch noch in letzter Minute vorm olymp. Trainingslager eine Garnitur gemacht hatten, hatte nciht mehr damit geschossen, es war zu kurzfristig.

Die 2 ersten "Normalkunden" aus Österreich sind beide unabhängig voneinander dermaßen begeistert von der neuen Kleidung, dass es mich sehr zum Weitermachen anspornt und viel Hoffnung gibt.

Dann kam aber die Meldung, dass einer der beiden mit dem Steifheitsmessgerät gemessen hat und dass die Jacke zu steif war! Die Hose seltsamerweise nicht.

Leider konnte ich nirgends ein Gerät zum nachtesten auftreiben.
Falls es zu steif ist, kann ich die Aufträge erst ausführen, wenn ich neues weicheres Material aufgetrieben habe.

Übermorgen fahre ich nach München zur Deutschen Meisterschft und will schon Aufträge annehmen.

Die letzten Tage war ich damit beschäftigt, ein Werbeblatt zu gestalten. Ich versuche, Corel Draw zu lernen.

Ich hatte leider nur ganz schlechte Fotos. aber ich denke, dass das Werbeblatt doch ganz gut geworden ist.
Es ist ein Faltblatt, links ist die Vorderseite, recht die Rückseite und in der Mitte das Doppelblatt, das gefaltet wird.
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