es ist mal wieder soweit

... wir packen unseren Mutlöwen ein und machen uns heute Morgen ganz zeitig auf den Weg.

Wir müssen wieder mit Mika zur Untersuchung. 200 aufregende Km Weg liegen vor uns. Ich bin echt gespannt was da bei Mikas Hüfte alles passiert ist. Ich bin so aufgeregt, denn auf der einen Seite finde ich, ist die Beweglichkeit des Gelenks besser geworden. Auf der anderen Seite läuft Mika deutlich mehr, als er sollte. Aber er ist kaum noch im Rollstuhl zu halten. Auch Strafen helfen da nicht mehr. Im Gegenteil, sie verschlimmern sein Verhalten. Ich hab irgendwann nach den Sommerferien aufgegeben, hab ihn aber einen Tag - es war der Geburtstag seiner Cousine - soviel laufen lassen wie er wollte, und prompt bekam er Schmerzen. Das war lehrreicher wie alle Worte. Danach hat er selbst wieder darauf geachtet. Aber ich scheu mich dieses Experiment nochmal zu machen, weil ich echt Angst habe das sich dadurch das Gelenk verformt, daß gerade jetzt im Aufbau so empfindlich ist.

Auch Akzeptiert er nicht mehr täglich seine Traktionshose in die er zwei Mal am Tag für eine 1/2 Stunde eingespannt wird. Nur die Gymnastik lässt er täglich über sich ergehen.

Es ist nicht einfach, auch mich plagt ständig das schlechte Gewissen, aber mir geht es wie Mika, mir fehlt der Wille.

Also Mädels drückt mir uns die Daumen ...

Ich melde mich heute Abend wieder.

Hallo ihr Lieben,

eure guten Gedanken und Wünsche, Mikas Mutlöwe und sein neuer Glückselch haben geholfen. Zwar müssen wir immer noch mit Rolli sein, aber dennoch sind wir guter Dinge und sehen Licht am Ende des Tunnels.

Der Aufbau ist wirklich in vollem Gange. Was man im Mai nur erahnen konnte hat sich beim Röntgen dieses Mal auf dem Bild gezeigt. Das Gelenk baut sich auf. Nach einem halben Jahr ist es schon wieder fast vollständig erkannbar. Zwar noch nicht komplet denn es fehlen noch die Konturen aber die seinen auch schon da, nur noch nicht sichtbar. Mika muss jetzt noch einen Gang zulegen, was seine Gymnastik angeht. Aber bei der Aussicht evtl. den Rolli in einem halben bis dreiviertel Jahr los zu sein, ist die Motivation für uns alle wieder gestiegen.

Es ist auch überhaupt nicht schlimm, daß Mika zu Hause nicht mehr so gerne im Rolli fährt. Ab und zu schadet das Laufen nicht. Er darf halt nicht übertreiben, sonst bekommt er Schmerzen und dann wird auch der Aufbau gehemmt. Ich glaube er hat es aber für den "Moment " verstanden und wird sich wieder daran halten.

Alles in Allem war es ein glücklicher Tag. Jetzt werden mein Mann und ich es uns auf dem Sofa gemütlich machen und eine der Flaschen Wein öffnen, die wir auf dem Heimweg mitgenommen haben.

Prost Mädels. Das Leben kann so schön sein ...

Ja. Es ist sooo schön. Stellt euch vor nach 2 Gläsern Wein bin ich um 21:30 Uhr ins Bett und habe bis heute Morgen um 10:00 Uhr geschlafen.

Hat das gut getan.

Ich habe gestern Abend zu Hause auf dem Sofa gesessen und mindestens zwei Mal hatte ich Gänsehaut vor Glück. Wenn ich mir vorstelle wir wären nach 2 - 2 1/2 Jahren fertig. Unglaublich, dann gehören wir zu dem wirklich geringen Prozentsatz der so schnell und dann noch ohne OP war. Kaum zu glauben. Diese fürchterliche OP war jetzt seit eineinhalb Jahren in meinen Gedanken, wurde immer in eine Schublade versteckt, damit ich weiter machen konnte und kam immer wieder rausgekrabbelt um mich zu erschrecken.

Eins ist aber sicher, wir haben im Nachhinein aber auch positive Dinge zu berichten. Wir haben unseren Sohn von einer Seite kennen gelernt, die wir vermutlich nie gesehen hätten. Und was ich gesehen habe gefällt mir. Mika kann sich für sein Alter sehr gut zurücknehmen, zerbricht nicht an seiner Situation und kann trotz Allem so schön Lachen und fröhlich sein. Ich habe immer gewartet, daß sich bei Mika mal eine besondere Begabung zweigt, so wie bei seiner großen Schwester, die außergewöhnlich schön zeichnen kann und schon seit sie schreiben kann kleine Geschichten schreibt.

Ich habe Mikas Begabung erkannt. Er ist trotz seines zarten Wesens ein Kämpfer. Es wird ihn bestimmt für sein weiteres Leben stärken.

Aber auch uns hat es gestärkt. Auch wir haben gelernt, mit der Krankheit zu leben und gut zu leben. Schließlich hatte unser Kind ja auch keine tödliche Krankheit oder sowas wie Diabetes, was uns ein Leben lang beschäftigt hätte. Meine Kinder hat es näher zusammengebracht. Gut sie streiten sich auch mal, aber wie mir von unserem Umfeld immer wieder bestätigt wird, gehen meine Kinder sehr rücksichtsvoll und liebevoll miteinander um.

Inszwischen haben wir uns auch so an unser Programm und unser Leben gewöhnt, daß ich auf die Frage hin, wie wir das alles schaffen, nur noch lächeln kann. Irgendwann wird alles zum Alltag, ist meist meine Antwort. Aber viele verstehen das nicht und können es auch nicht verstehen, daß ich fröhlich bin und mich und die Krankheit meines Sohnes auf die Schippe nehmen kann.

Ich möchte mich bei euch bedanken. Ihr wart immer mit Trost und freundlichen Worten für mich da und habt mir Mut gemacht. Vielen, vielen Dank.

Ach Edith,

ich fall nicht in ein Loch. Ich habe doch mein Hobby und außerdem ist in meiner Familie doch immer der Bär am Tanzen.